Landstreicherinnen-Leben

Kaum habe ich einen Ort, an dem ich mich wohlfühle und an den ich immer wieder gerne zurückkommen kann; will ich wieder weg. Die Arbeit macht mir Spaß, und ich hab mich entschieden erstmal so weiter zu machen. Ich kümmere mich mal mehr mal weniger darum dass ich die Ausbildung im September anfangen kann.
Aber jetzt, da ich wohl doch einen groben Plan habe für die kommenden Monate, kann ich wieder phantasieren.
Gestern habe ich mir wieder Zugverbindungen angeschaut, habe die freie Woche durchgeplant. Ich freu mich drauf. Ich fühl mich gut dabei. Vorfreude ist was schönes.
Und ja ich muss auch einfach annehmen, dass es vielleicht auch einfach Zeit ist und okay ist weniger Zeit dort zu verbringen, wo ich aufgewachsen bin.
Aber ich vermisse es auch ein bisschen.
Heute waren wir wieder mit den Hunden unterwegs, an Feldern vorbei, Kornblumen, Roggen, Hafer, mohnblumen, blauer Himmel, große Bäume, kühler Wald, warme Sonne.
Ich hab viele Ideen, zum Beispiel holundersirup zu machen, hummus als Brotaufstrich selber zu machen, Kunst, lieber hören, Texte schreiben..
Außerdem hab ich heute Tomaten und andere Pflanzen umgetopft, das Gefühl von den Händen in der kalten Erde ist phantastisch.
Zuvor gab es Eis aus einer Eisdiele, die erst gestern neu eröffnet hat. Ich hatte ewig kein Eis.
Mal schauen was die nächste Woche bringt, ich bin gespannt.

Der Rhythmus

Auch wenn dieser Rhythmus gut tut, kann ich mir das nicht für einen längeren Zeitraum vorstellen. Es ist wie letztes Jahr. Vollzeit Arbeit hat kaum noch Zeit für hobbies. Ich geh abends spazieren, war letztens an einem Fischteich und bei den Schafen, gestern joggen und dann ein bisschen geocachen. Ich hatte richtig viel Energie und gemerkt, wie sehr mein Körper die Anstrengung braucht. Auf der Arbeit hatten wir Balken von der Decke demontiert, das hat Spaß gemacht.
Nachdem ich “der alte König in seinem Exil”, ein Buch von Arno Geiger über Demenz fertig gelesen habe, ist wieder Zeit für ein neues Buch:
“Fabian, die Geschichte eines Moralisten” von Erich Kästner hab ich gestern mit Oma zu lesen angefangen. Jede liest eine Seite laut vor, immer abwechselnd.
Mir macht es Spaß mich ein bisschen um die Küche zu kümmern, aber kochen ist immer noch nicht so das was ich toll finde. Einkaufen war ich die letzten Tage auch mal, bin mit dem Rad rausgefahren.
Letztens hatte ich mich für einen Job in Kaufbeuren bei einer Art Sozialstation beworben, da hab ich in 2 Wochen ein Vorstellungsgespräch, es ist nur eine Zwischenlösung. Leider hab ich wegen meiner Ausbildung immer noch keine Rückmeldungen bekommen.
Ich warte..
Da ich hier viel mehr von der Welt mitbekomme, könnte ich mich auch viel mehr über das ganze Weltgeschehen aufregen. Es ist alles Wahnsinn und schwachsinn. Ich hör beim Spazierengehen Wizo, Dummensch, das trifft es ziemlich gut. Aber ich will mit was schönem enden, Agi malach, sexualpädagogin und Gründerin von vulvinchen hat einen Podcast. Ich freu mich drauf!

Natur

Der neue Rhythmus tut mir gut, morgens um 7 Frühstücken, dann vormittags arbeiten, Mittagspause, nachmittags arbeiten, abends noch kochen. Heute gabs spaghetti mit Tomatensoße und tomatensalat. Danach bin ich noch spazieren gegangen, hab einen schwimmenden Biber gesehen und süße Kühe und Kälber, einen graureier und Störche. Mal andere Natur zu sehen ist schön und spannend. Auch hier gibt es Nazi- Aufkleber, aber viel zu hoch, da komm ich nicht hin..
auf arte haben wir noch ne Doku über Alkohol und Amazon angeschaut. War interessant und jetzt gehts dann schlafen

Endlich Arbeiten

Inzwischen bin ich bei meiner Tante, Onkel und Oma. Am Samstag sind wir mit dem Auto hier her gefahren und waren mit den Hunden spazieren und haben gekocht. Es gab Spargel und Salate. Gestern, als die anderen dann wieder gefahren sind, bin ich da geblieben und hab gemalt und telefoniert.

Heute hab ich im Geschäft mitgeholfen und dann abends habe ich spargelcreme suppe gemacht und eingefroren. Außerdem haben wir ein wirklich nicht einfaches Puzzle fertig bekommen. Es hat den ganzen Tag geregnet und es war wieder kälter.

Ich hab ein neues Buch angefangen zu lesen und bin dabei mich hier einzugewöhnen.

große kleinigkeiten

der tag hat schön anfangen, ich hatte motivation aufzustehen und dann hab ich hafermilch gemacht und wollte pudding machen. der ist allerdings eher wie kleister geworden und hat nicht so gut geschmeckt. ich hatte post vom arbeitsamt bekommen, hab angefangen formulare auszufüllen und mich an einer weiteren stelle beworben. mittags saß ich ein wenig in der sonne, oben ohne, es war so schön warm. von dem couscous salat, den ich gestern abend noch gemacht hatte, hab ich den rest noch gegessen, später gab es dann pizza. einem menschen, der hier in der nachbarschaft wohnt, hab ich einen brief vorbei gebracht und dann haben wir ein bisschen geredet, das war schön und interessant, weil wir uns auch schon 2 jahre fast nicht mehr gesehen haben. gegen 4 bin ich dann in die stadt gefahren, mit dem rad, die berge vor mir, ich hab solche sehnsucht, der geruch von trocknendem gras liegt in der luft und die vögel singen fröhlich. als ich in die stadt fahre, treffe ich einen menschen, der mir vor ein paar tagen einen text von eine puppe geschickt hatte, die die flucht und den krieg miterlebt hat. später konnte ich die puppe auch noch anschauen.
ich bin ordnerin auf einer veranstaltung zum 75. Tag der Befreiung, das heißt ich trage eine warnweste und soll menschen auf verstöße der veranstaltungsauflagen hinweisen, kam aber nicht vor, alles blieb friedlich, die menschen hielten abstand und hörten interessiert zu. ich traf einige menschen die sich bei amnesty international engagieren und menschen von der linken und sonst noch ein paar bekannte gesichter. später unterhielt ich mich mit einem menschen, der einen unverpackt laden eröffnet hat, mit einem menschen, der glaubt corona sei erfunden, um unsere rechte weg zunehmen und sich mit 50 vorstellen kann einen rucksack zu packen und richtigen süden zu ziehen. ich hab mit menschen geredet, die gerne mehr von der reise wissen würden, und mit männlich gelesenen menschen mit lackierten fingernägeln, was mich so gefreut hat. am ende traf ich noch einen menschen in der stadt, mit dem ich in der unterstufe auf dem gymnasium war, wir haben uns 6 jahre nicht gesehen und uns sehr gefreut, die schwester ist journalistin und im tierschutz engagiert. vielleicht kann ich da auch mithelfen bei dem kröten sammeln und über die straße bringen.
apropos tiere, ein eichhörnchen hab ich auch gesehen und als ich wieder ohne so große anstrengungen den steilen berg hoch gefahren bin, hab ich mich wieder gefreut, über die post die ich gestern bekommen habe, von dem menschen mit dem tollen bestickerten briefkasten.
es tat so gut sich zu verbinden, menschen auf der straße zu sehen, die gegen rechts sind, die hinschauen, die nicht schweigen.
auf dem rückweg über die felder, bekam ich wieder die sehnsucht nach einem einfachen leben. mit der natur zusammen zu leben. ich denke an die großen einfamilienhäuser, die alle eigene gärten haben, und das vermutlich als Selbstverständlichkeit ansehen, in denen familien wohnen, die wahrscheinlich auch nach außen hin perfekt aussehen. aber doch haben wir alle bestimmte lasten zu tragen, wieso sollten wir uns dann nicht alle unterstützen und solidarisch sein. ich will dieses kapitalistische system nicht, ich will arbeiten, wenn ich will und was ich lust habe, ich will zeit haben und ich will frei sein.

Ich will das Leben zurück

Lange hab ich nicht geschrieben, und jetzt wo ich gerade den Text den ich letztens verfasst habe veröffentlichen wollte, hab ich ihn ausversehen gelöscht.
Aber ich habe Mitteilungsbedürfnisse, auch wenn ich mir nicht so ganz sicher bin, ob ich wirklich darüber schreiben soll.
Ich hab mich nämlich nicht so ganz an die regeln gehalten, war unterwegs. Und ich habe gemerkt wie gut mir das tat. Menschen sehen, neu kennenlernen.. wir waren Rad fahren, haben gegrillt, einkaufen, wg Leben genossen, Spaziergänge, am Rhein entlang, Sushi bestellt, gekocht, mate getrunken, Kunst gemacht, Bücher gelesen, neue Musik gehört, 1 Mai Plakate aufgehängt, essen gerettet…

Inzwischen bin ich wieder zurück, aber ich werde ab Montag arbeiten können, das Arbeitsamt hat sich gefreut und der zuständige Mensch meinte das klänge wie Musik in den Ohren, weil die ganze Zeit nur Menschen sagen, dass sie keine Arbeit finden.
Ich bin mal gespannt wie es weiter geht.