Online-Demo

Da wir gerade ja nicht raus auf die Straßen gehen können um für unsere und die Rechte anderer kämpfen zu können, machen wir das jetzt halt auch online.
Heute von 16-18 Uhr fand die Seebrücke Demo live auf YouTube statt. es gab Redebeiträge und Musik, Projekte stellten sich vor und wir haben an verschiedene Institutionen und menschen geschrieben, um zu zeigen, dass wie nicht einverstanden sind mit dem was gerade passiert.
Die zustände in den Geflüchteten-lagern in Griechenland und an den europäischen Grenzen sind katastrophal, unmenschlich und das müssen wir ändern!
Wir müssen an alle denken, vorallem in diesen Zeiten.
#leavenoonebehind
#safethem
#cantwashmyhands

Zuhause?

Ich bin wieder zurück gefahren, als es schon dunkel war.
Hab mir meine Stirnlampe aufgesetzt und bin durch die leeren und stillen Straßen gefahren, ein sehr seltsames Gefühl. Ich konnte über Kreuzungen mit roten Ampeln fahren, weil kein Auto weit und breit zu sehen war.
Es fühlt sich so surreal an.
Auf einer Laterne entdeckte ich einen Aufkleber mit rechtem Gedankengut. Normalerweise kleb ich was drüber oder pople die Aufkleber weg, aber diesmal überkam mich ein Gefühl von Gleichgültigkeit. Ich fühlte mich überhaupt nicht verantwortlich für den Sticker, starrte ihn an, während ich an der Ampel wartete und versuchte Motivation zu sammeln um ihn zu entfernen, aber nein, er hängt immer noch.
Über einen anderen Sticker hab ich mich dann sehr gefreut, er klebte auf einem Mülleimer, und teilte den Menschen mit, dass der Abfall der hier entsorgt wird, mühsam nachsortiert wird und dass sie sich doch bemühen sollen, dass gar nicht erst Müll entsteht.
Gleich nebenan sah ich Menschen, die mit Taschenlampen am Straßenrand unterwegs waren, Krötensammeln. Ich hätte ihnen gerne dafür gedankt, aber hab mich nicht getraut.
Es ist so interessant, seit ich wieder da bin, kommt mir alles so klein vor. Das ist auch irgendwie logisch, aber trotzdem wundert es mich jedes mal wieder.
Nachdem ich mich dann den steilen Berg hoch gekämpft habe, war ich irgendwann auf den Feldern angekommen. Jetzt überflutete mich ein Gefühl von Melancholie und Frieden. Diese Ruhe, die Dunkelheit, ich machte meine Lampe aus und fuhr in dunklen weiter. Über mir leuchtete der Mond, der wieder „richtig rum“ am Himmel stand. Und all die Sterne funkelten. Wie ich diesen Sternenhimmel vermisst habe.
Aber Dunkelheit macht mich immer sich nachdenklich und traurig. Ich dachte an zuhause, ich habe eine Familie, bei der ich wohnen kann, ich hab genug essen und trinken und mir geht es körperlich und psychisch gut.
So viele andere haben das nicht, wohin gehen die, wenn es heißt „bleib zuhause“
Ich denke an die ganzen geflüchteten auf lesbos, die schutzlosen Menschen, die Kranken, die verängstigten.. ich würde so gerne mehr machen können, und fühle mich doch so, als würde ich einfach nur zuschauen.
Aber nein, das will ich nicht.
Heute um 16 Uhr ist virtuelle Demo von seebrücke.
Da will ich mitmachen!

Ich schreibe weiter

Ich habe mich dazu entschieden weiterzuschreiben, denn zu erzählen hab ich genug.
Es ist jetzt schon über eine Woche vergangen, seit ich wieder in Deutschland bin.
Der Ausnahmezustand gestaltet den Alltag, ich war nicht viel unterwegs, wie ich es getan hätte, wenn alles normal wäre.
Ich bin jeden Tag zwischen 8 und 10 aufgestanden, hab mich um Papierkram gekümmert, Bewerbungen geschrieben und mir Gedanken über die Zukunft gemacht.
Außerdem hab ich geschaut, dass ich jeden Tag mal draußen bin, spazieren oder geocachen.
Und ich hab (fast) immer dran gedacht mich zu dehnen.
Ich hab auch mal gekocht oder beim kochen geholfen, und die Wäsche gemacht oder die Spülmaschine.
Das alles hat sich immer sehr produktiv und gut angefühlt, aber trotzdem fehlt mir was.
Meine freund*innen würde ich so gerne wieder sehen.
Gestern war ich das erste mal wieder mit einem Fahrrad unterwegs. Hab in der Stadt was abgegeben, Briefe eingeschmissen und an einer Studie teilgenommen.
Auf dem Weg habe ich zufällig Menschen getroffen, die ich seit über einem Jahr nicht mehr gesehen habe.
das hat mich riesig gefreut.
Beim einkaufen, ich hab nur Schokolade gebraucht, wurde ich dazu aufgefordert, einen Wagen zu holen, sonst würde ich nicht rein dürfen.
Vermutlich, damit der Abstand zu anderen kund*innen gewährleistet ist.
Nachdem ich an der Studie teilgenommen habe, was so circa ne Stunde gebraucht hat, ging es noch spazieren am bärensee, da bekam ich sogar die pozilei zu Gesicht.
Die haben wohl geschaut, dass sich keine Menschen versammeln