Der Abend am Strand

Der Strand bei Nacht war voll, viele Menschen, ein paar haben auch eine feuershow gemacht. Ich hab da ein bisschen zugeschaut und dann hab ich mich an einen ruhigen Platz gesetzt und gelesen. Und natürlich musste es so kommen, haben sich links und rechts von mir, mit je 2 Meter Abstand, 2 Typen hingesetzt. Sie haben nichts gesagt, das war okay, als dann einer gegangen ist hat der andere angefangen mich anzusprechen. Sein englisch hab ich kaum verstanden und wir konnten nicht wirklich kommunizieren. Die frage ob ich einen boyfriend hab war die erste. Es nervt mich. Es ist so Schade, dass sie denken, sie wären nur wer, wenn sie eine Freundin haben. Es ist traurig. Und ich fühle mich benutzt, ich fühle mich nicht wahrgenommen, er hat nur wahrgenommen, dass ich ein Mensch mit Brüsten und vagina aus Deutschland bin und nicht dass ich ein mensch bin.

Alleine

Ich geh alleine raus. Hab einfach das angezogen, wo nach ich mich gefühlt habe und worin ich mich wohlfühle. Mein schwarzes enges top und die graue weite kurze Hose und meine unisex Schuhe natürlich. Auf dem Weg zum Strand mach ich mir Gedanken. Vielleicht hätte ich doch nicht das top anziehen sollen. Wenn ich alleine essen gehe, wird das sicher wieder jemand als Einladung sehen, überhaupt wie leicht ich bekleidet bin, hab ja nicht mal ein bh an.
Ich hab keine Lust doof angemacht zu werden, hab keine Lust überhaupt angemacht zu werden. Nein, ich will keinen Freund, ich bin auch nicht lesbisch und einen festen Freund hab ich auch nicht, aber wie soll ich mich dann raus reden?
Diese Gedanken machen mich traurig, denn eigentlich sollte ich sie nicht denken müssen. Eigentlich sollte es völlig egal sein, was ich anhabe. Und es sollte auch völlig egal sein, im Umgang mit mir ob ich Brüste und vagina hab oder nicht. Ob ich Shorts trage oder Rock. Ein enges Top oder ein weites Shirt.
Es sollte völlig egal sein und es sollte Respekt da sein weil ich auch ein Mensch bin.

Ich bin alleine essen und es fühlt sich komisch an. Ich hab mich gefreut mal wieder was alleine zu machen, aber ich fühl mich auch viel unsicherer. Auf der Suche nach einem geeigneten Restaurant fällt mir auf, dass ich mich nicht entscheiden kann. Am besten wäre ein veganes kleines, billiges.. aber das gibt es hier denke ich nicht. Ich will nicht dahin gehen, wo wir schon waren, ich will nicht die Frage hören, wo meine „Freundin“ ist. Ich will auch nicht alleine zu dem Typ gehen der vorhin auf der Straße zu mir gesagt hat, dass ich zu ihm kommen soll. Also laufe ich planlos durch die Gegend. Ich bin es mir nicht wert Geld auszugeben und spiele sogar schon mit dem Gedanken heim zu gehen und oatmeal zu essen. Dann seh ich einen Inder, und entscheide mich da rein zu gehen, das Restaurant ist leer, ich bin die Einzige. Ich habe fragen bei der Bestellung aber der Mensch versteht mich nicht. Wir reden aneinander vorbei und ich bestelle einfach, wovon ich glaub dass es vegan ist. Ich hab Angst vor dem zahlen, vor dem Preis den ich sehen werde, den Wert für den ich gegessen habe.
Ich würde so gerne einfach Geld ausgeben können und sagen dass ich mir es wert bin, und wo ist meine Selbstsicherheit eigentlich hin?

Ich hab mich an meinen Platz hier im Restaurant gewöhnt, fühl mich inzwischen wohl. Der Gemüse Reis war sehr sehr lecker, mit Ingwer und Knoblauch, Zwiebel und Paprika. Er war auch genau richtig gesalzen und einfach perfekt. Zum trinken hab ich mir masala Tee bestellt, herausgestellt hat sich dass da Milch drin ist, aber er war so lecker, dass ich mich sogar überwunden habe und nochmal einen bestellt habe. Ich hab auch versucht einfach hier zu sein und mich nicht mit Handy oder so abzulenken, aber ich hab mich irgendwie doof gefühlt so in der Gegend rumzuschauen. Gerade kamen Menschen rein, die erste Frage war: do you serve beer? Als dann ja gesagt wurde sind sie erst reingekommen, fand ich lustig. Ich werd jetzt dann zahlen und dann mal sehen, ob ich heimgehe oder einen anderen Ort zum lesen finde.

Seesterne und Quallen

Heute morgen bin ich wieder um 9 aufgewacht (ich wach fast jeden Morgen um 9 auf, das find ich irgendwie toll) ich bin dann auch gleich aufgestanden und hab einen Spaziergang gemacht. Am Strand entlang, es war noch nicht viel los, die Stände wurden gerade aufgebaut. Ich hab viele schöne Muscheln gesehen, mich aber entschieden, sie in ihrem natürlichen Ökosystem zu lassen. Ich hab auch seesterne gefunden zwischen den ganzen Muscheln, keine ahnung wieso die gestorben sind. Auf dem Rückweg zum Hostel hab ich noch die Wäsche aus der laundry abgeholt. Dann haben wir gefrühstückt und als es dann wieder zu regnen angefangen hatte, haben wir uns ein bisschen mit unseren Thailand Reiseplänen auseinander gesetzt. Ich hab wieder kunst gemacht, der Musik (die jeden Tag die gleiche ist) gelauscht und dann hatten wir local Food, das sehr interessant geschmeckt hat.
Wir sind dann mit noch einem anderen Menschen zum Baden an den Strand gegangen. Und als ich nur kurz im Wasser war, fingen meine Beine an zu brennen. Da ist mir wohl eine Qualle zu nah gekommen. Das war ein echt ekliges Gefühl, ist aber jetzt schon viel erträglicher geworden. Ich war dann noch bisschen am Strand joggen, und Müll in Mülleimer schmeißen. Ich bin mir zum unsicher ob sich das lohnt, weil ich gar nicht weiß ob die Mülleimer nicht an einer anderen Stelle dann auch wieder ins Meer gekippt werden. Das ist so deprimierend dieses Plastik-Thema. Überall liegen Strohhalme, essensverpackungen und alles mögliche im Sand und im Meer.
Als ich zurück gehen wollte, hab ich einen anderen Weg ausprobiert und bin ausversehen durch ein resort durch gelaufen, da gab es Gänse und Hühner und Ziegen. Ich wurde dann von einem Menschen in Uniform, der auf einem kleinen Fahrrad durch die Gegend gefahren ist, zum Ausgang geführt.
Zurück im Hostel hab ich geduscht und bin ganz überrascht, dass niemensch hier ist. Dann werd ich wohl jetzt in Ruhe lesen können (: